“Mit dem Mord an George Floyd bekommen die drastischen Kurzgeschichten des Afroamerikaners Nana Kwame Adjei-Brenyah in dem Band ‘Friday Black’ einmal mehr eine traurige Aktualität. Aktueller kann eine Sammlung von Kurzgeschichten kaum sein.” (Deutschlandfunk Kultur, Johannes Kaiser)
Die zwölf drastischen Kurzgeschichten in Nana Kwame Adjei-Brenyahs Debüt Friday Black spielen zwar in den USA, aber der Rassismus und der Kapitalismus ist nicht nur dort, sondern eben weltweit verbreitet. Die Thematik verliert – so traurig es ist – nichts an Aktualität. Umso wichtiger sind Geschichten, die Augen öffnen und sensibilisieren, die unter die Haut gehen und weh tun. Damit wir verstehen und an uns und unserem Verhalten bewusst arbeiten können.
Aber Achtung, Trigger! Diese 12 Stories gehen an die Substanz.
In Nana Kwame Adjei-Brenyahs Kurzgeschichten über eine enthemmte Gesellschaft geht es dystopisch und auch sehr brutal zu. Alltagsrassismus, ungezügelte Konsumwut, Gier, Aggressivität und Perfektionismus sind unter anderem Themen, die ihn beschäftigen. Die Texte schockieren, sind verstörend und wild und ich musste stellenweise schwer, schwer schlucken. Sie sind letztlich zwar bewusst überspitzt – aber gar nicht so weit hergeholt, wenn man genauer darüber nachdenkt.
So werden in „Die Finkelstein Five“ fünf Schwarze Kinder getötet und der Mörder wird freigesprochen. Dies löst eine Kettenreaktion der Wut bis hin zur Rache aus. In „Die alte Zeit“ werden Kinder via Gentechnik positiv verändert und jeder bekommt morgens seine Glückspille zum Frühstück. Auch wenn das alles in einer scheinbar weit entfernten, dystopischen Zeit spielt, könnte man diese Glückspille mit so manchem bekanntem Medikament unserer heutigen Zeit betiteln.
Vor dem Laden ist alles blutig und kaputt, woran ich erkenne, dass es ein toller Black Friday war. Auf Bänken liegen Leute herum, aus Mülleimern ragen Füße.
Auch der schier wahnsinnige Shopping-Marathon am Black Friday wird thematisiert, bei dem es schlichtweg mörderisch zugeht. Das trifft den Nerv sehr und stellt unser aller Konsumverhalten infrage. Nana Kwame Adjei-Brenyah schreibt satirisch und unverblümt, mal ironisch, mal sehr fantasiereich und bringt es aber immer knallhart auf den Punkt. Die Geschichten spiegeln körperliches und seelisches Leid in vielen Facetten wider. Sie zeigen uns auf, was wir uns gegenseitig antun, bewusst und unbewusst. Aber da gibt es auch Positives, dass sich dagegenstemmt, denn wo wären wir ohne Hoffnung, Liebe und miteinander lachen…
Hart und unbequem sind sie, diese Stories, und sie reißen uns gewaltig aus der eigenen Komfortzone. Sehr verstörend, aber eben auch sehr lesenswert, weil sie noch sehr lange nachwirken und im Kopf herumwirbeln. Ein atemberaubendes Debüt!
@ 2020, Alexandra Stiller
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Kurzgeschichten
Penguin Verlag | ISBN: 978-3-328-60129-6
2020
Hardcover, Pappband
240 Seiten