Jana, Brit, Heny und Daniel: Sie sind vier verschiedene Musiker, die die Musik zur Kammermusik eint. Sie haben völlig verschiedene Familienhintergründe und Voraussetzungen, um eine klassische Musikerkarriere zu starten. Und trotzdem finden sie zueinander. Henry ist der jüngste und der begabteste des Ensembles. Nie spielt er einen falschen Ton, mit seinem absoluten gehört lernt er neue Stücke auf seiner Bratsche ohne jegliche Mühe. Das weckt Bewunderung – aber auch Neid. Dass er mühelos mit einer Solokarriere erfolgreich sein könnte, hängt wie ein Damoklesschwert über der gemeinsamen Zeit der Musiker.
Die Vier sind eine Familie, mehr noch als Freunde
Doch Henry und sein perfektes Spiel stehen nicht alleine im Fokus des Romans. Eigentlich bildet das Ensemble eine eigene kleine Welt: Sie sind sich eine Familie, sind viel mehr als Kollegen, zeitweise auch beste Freunde. Sie teilen ihr Leben, was in den seltensten Fällen einfach ist.
Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz in diesem Roman. Jeder der vier sucht sein privates Glück, versucht, auch außerhalb des Ensembles ein Leben aufzubauen und Liebe zu finden. Doch es gelingt ihnen unterschiedlich gut. Brit kämpft lange mit Liebeskummer, denn sie und Daniel verbindet gleich zu Beginn ihrer gemeinsamen Karriere mehr als Freundschaft.
Sie waren im Konzert alle nicht anwesend. Im <Serioso> ging es um Liebe und Brit versuchte an den großen Teil in ihrem Leben zu denken, in dem sie Daniel nicht geliebt hatte.
Doch auch der schwierige Tanz, den die beiden fortan umeinander aufführen, nimmt nicht das ganze Buch ein. Freundschaft, Trauer, Familienplanung und enttäuschte Träume sind ebenfalls Thema. Das Buch begleitet die Musiker über Jahrzehnte und beleuchtet alle Aspekte ihres Lebens. Das sich natürlich die meiste Zeit um Musik und Auftritte dreht.
Eine spannende Welt, in die man durch Aja Gabels Buch Einblicke gewinnt und die zeigt: Kammermusik ist nicht mittelalterlich und verstaubt, sie weckt große Emotionen und Hoffnungen.
Die Musik durch die Seiten quasi hören
Aja Gabel schafft es, dass man die Musik durch das Lesen zu hören glaubt. Dass sie selbst eine Karriere als Cellistin anstrebte, bevor sie sich für die Literatur entschied, merkt man bei den detailreichen Beschreibungen. Sie weiß, wie sich die Fingerspitzen anfühlen nach einer langen Probe. Sie kann exakt beschreiben, wie die Musiker sich beim Spielen aufeinander abstimmen. Sie kennt die Aufregung kurz vor einem Konzert und wie die Zeit still zu stehen scheint, wenn sich die Musiker ganz auf ihre Instrumente einlassen und gemeinsam die Noten zum Leben erwecken. Gerade die Passagen, in denen die Musiker zusammen spielen, sind stark. Nicht nur die Liebe zur Musik kommt dann hervor, sondern die Charaktere entwicklen sich mit jedem Stück weiter.
Persönliches Fazit:
Man muss ein paar Kapitel lesen, um die vier Musiker kennenzulernen. Dann will man wissen, wie es ihnen zusammen als Musiker, aber auch als Einzelpersonen in ihrem Privatleben weiter ergehen wird. Werden sie glücklich? Ernten sie den Erfolg für ihre harte Arbeit, den man ihnen als Leser so sehr gönnt? Die Perspektivenwechsel, in denen die Geschichte eingeteilt ist, sind charmant. Immer wieder tritt einer der Musiker in den Vordergrund und gibt ein bisschen mehr seiner Gedanken und Beweggründe preis. Auch durch die Zeitspanne, die durch Zeitsprünge entsteht, ermöglicht es, dass man das Ensemble immer besser kennen lernt. Und sich wünscht, dass sie wirklich bald mal in der eigenen Stadt auftreten.
Die schwierigen Stücke, die sie meistern, habe ich mir nach der Lektüre angehört und mir vorgestellt, die Musiker zu kennen. Auch Leser*innen, die nicht selbst musizieren und bisher nicht viel mit klassischer Musik zu tun hatten, werden sicher durch “Das Ensemble” von Aja Gabel inspiriert, das ein oder andere Lied anzuhören und zu verstehen, welche Geschichten dahinterstecken könnten. Schön, dass die Musik in diesem Roman gefeiert wird.
@ 2020, Marlene Gempp
Blogtransparenz: unbezahlte Werbung, Presseexemplar
Weitere Meinungen zum Buch:
- Durchleser – Literaturjournal > Link zum Artikel
- Schreiblust – Leselust > Link zum Artikel
- Letteratura Blog > Link zum Artikel
- SWR2 Kultur > Link zum Artikel
Roman
Piper Verlag | ISBN: 978-3-492-05854-4
Februar 2020
Hardcover mit Schutzumschlag
400 Seiten
www.piper.de