Lana Bastašić | Fang den Hasen

by Alexandra Stiller
...

Als junge Mädchen waren sie unzertrennlich, obwohl sie gegensätzlicher nicht sein könnten: Lejla, die Schamlose, Unbändige. Sara, die besonnene Tochter des Polizeichefs. Eine zwiespältige Nähe aus Befremden und Anziehung. Eine außergewöhnliche Freundschaft, die plötzlich zerfiel wie das Land, in dem sie aufwuchsen. 12 Jahre ist es her, als Sara Bosnien verließ, um an einem besseren Ort ein neues Leben zu beginnen. 12 Jahre absoluter Funkstille, als ein Anruf sie in die verlorene Heimat zurückbringt. Die Rückkehr wird kein harmloses Wiedersehen zweier Kindheitsfreundinnen. (Cover © S.Fischer Verlag)

Lana Bastašić, 1986 in Zagreb, Kroatien, als Kind serbischer Eltern geboren, wuchs nach dem Zerfall Jugoslawiens in Bosnien auf und lebte zuletzt viele Jahre in Barcelona. Sie hat bisher zwei Erzählbände und einen Lyrikband veröffentlicht, für die sie mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet wurde.  Mit ihrem Debütroman »Fang den Hasen« (Uhvati zeca) stand sie auf der Shortlist des NIN-Award, Serbiens renommiertesten Literaturpreis, und erhielt 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union.

Südosteuropäische Literatur erlesen

Ich habe während des Lesens von Lana Bastašićs Roman Fang den Hasen nicht recht gewusst, was ich davon halten soll. Ich ärgerte mich über das Verhalten der Protagonistinnen und war sogar kurzzeitig genervt. Aber abbrechen kam gar nicht infrage, ich habe immer weiter gelesen, konnte nicht aufhören. Ich merkte: Dieser Roadtrip in Europas „Herz der Finsternis“ stellt etwas mit mir an und es lohnt sich dranzubleiben.

Dank dem großartigen Projekt „LiterarischerNerd erliest Südosteuropa“ bekomme ich immer mehr Gefühl für die südosteuropäische Literatur. Ich habe bisher jedes Buch mitgelesen und die Live-Gespräche zwischen Hana Stojić (@traduki) und Florian Valerius @Literarischernerd (immer am 1. Montag des Monats auf Instagram) zu den jeweiligen Büchern angehört. Ich merke, dass mich diese Geschichten intensiv beschäftigen, dass ich vieles im Nachgang gedanklich erarbeite. „Fang den Hasen“ blieb mir lange im Kopf und nach und nach wurde aus Zwiespalt Liebe. Nicht zuletzt trug auch der großartige Artikel  >> Wunderlosland von dazu bei, der bei ZEIT Online erschienen ist.  

Eine intensive Geschichte einer Frauenfreundschaft

Lejla und Sara sind in ihrer Kindheit unzertrennlich. Sie wachsen unter ungleichen Voraussetzungen auf und sind so grundverschieden in ihrer Charakteristik, aber es zieht sie immer zueinander. Doch dann gibt es einen Bruch. Sara zieht nach Dublin und führt dort ein recht konservatives Leben, während Lejla zurückbleibt und versucht, im kriegsversehrten Land Fuß zu fassen. Über zehn Jahre haben sie keinen Kontakt – doch dann meldet sich Lejla. „Sara, du musst mich abholen kommen. Ich bin immer noch in Mostar. Ich muss nach Wien. Armin ist dort.“ Allein dieser Ruf aus der Heimat reicht aus, dass die Erzählerin Sara direkt ihre Tasche packt. 

Ein kluger, schonungsloser Roadtrip

Lejla und Sara begeben sich zusammen mit einem klapprigen Opel Astra auf einen Roadtrip von Mostar nach Wien. Eine Reise, der sie näher und näher an ihre gemeinsame Vergangenheit bringt, der sie alles wieder durchleben lässt. Ein Trip in die Vergangenheit, die den Blick für die Zukunft öffnet und die Sehnsucht nach Versöhnung fördert.

Lana Bastašić lässt Saras einseitige Erzählungen kapitelweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln und erschafft so atmosphärisch dichte Situationen und Verbindungen. Doch Lejla trotzt dieser Einseitigkeit und fordert mich als Leserin heraus, vieles zu hinterfragen. Ein intensiver Roman über Heimat und Identität, über alte Narben und frische Wunden, über Dunkelheit und Hoffnung. 

@ 2021, Alexandra Stiller
Blogtransparenz:  unbezahlte Werbung, selbstgekauft

 

Auch auf Instagram:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Alexandra Stiller (@alex_coffee_books)

Fang den Hasen Book Cover Fang den Hasen
Lana Bastašić | Übersetzt von: Rebekka Zeinzinger
Roman
S. Fischer Verlag | ISBN 978-3103970326
10.03.2021
gebunden mit Schutzumschlag
336 Seiten
www.fischerverlage.de

0 comment

Lust zum stöbern und entdecken?

Schreibe uns Deine Meinung