Sophie Bienvenu | Sam ist weg

Sophie Bienvenu wurde 1980 in Belgien geboren, auf dem Papier ist sie Französin, ihre Heimat ist Montréal. Ihr erster Roman, Et au pire, on se mariera, erschien 2013 , wurde vielfach ausgezeichnet und für die Leinwand adaptiert.

Mathieu, Mitte zwanzig, lebt seit etwa zwei Jahren auf den Strassen von Montreal. Einige heftige Schicksalsschläge brachten ihn da hin – was sein Leben so durcheinander wirbelte, werden wir nach und nach erfahren. Aber er hat eine treue Gefährtin an seiner Seite, die ihm Halt gibt: seine Hündin Sam. Er achtet auf sie und behütet sie, denn ohne Sam fühlt er sich schutzlos und verloren, sie ist seine letzte Verbindung zu seinem früheren Leben.

Vielleicht hat sie sich gesagt, wir treffen uns an unserem Schlafplatz, und sie hätte auch gern eine Nachricht hinterlassen, aber so was machen Hunde nicht. Sie ergreifen eher selten die Initiative, deshalb haben sie nie gelernt, wie man Bescheid sagt.

Und dann passiert das Schlimme: Er wollte nur ganz schnell etwas besorgen, kommt aus dem Laden – und Sam, seine geliebte Sam,  ist spurlos verschwunden! Er sucht verzweifelt die Strassen Montreals ab und fragt nach seinem Hund. Aber die Menschen wenden sich schnell ab von ihm. Nur die Cousine eines Bekannten hilft ihm. Während er fieberhaft sucht, holen ihn seine Erinnerungen ein, spielt sich sein Leben vor seinem inneren Auge ab. Er denkt an seine manipulative Mutter und seinem Vater, der ihm nicht zu helfen vermochte. An seine erste Liebe und an das Glück, selbst Vater zu werden. Er denkt daran, wie er immer glaubte, alles könne gut werden. Und er denkt an die Verluste, die er schon ertragen musste. Er muss Sam einfach wieder finden…

»Ich vermisse sie so sehr, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Es fühlt sich an, als hätte man mir ein Stück aus dem Körper gerissen. Und die Wunde will einfach nicht heilen. Als ob sie dir einen Arm oder ein Bein amputiert hätten, weißt du? Es heißt doch, dass man das noch weiter spürt.«
»Redest du von Sam?«
»Ja … Auch von Sam.«

“Sam ist weg” von Sophie Bienvenu ist eine nachdenklich stimmende, melancholische Geschichte, die zwar etwas sprunghaft wirkt, aber dafür umso authentischer ist, da wir Mathieus Gedanken folgen. Es sind Fragmente, kurze Erinnerungen  und Situationen, die sich schließlich zu einem Gesamtbild über Mathieus Leben zusammenfügen.

Eine mitreissende Geschichte über Liebe und Hoffnung, über Verlust und Einsamkeit, über anonyme Schicksale in einer Großstadt. Ein leises, ein schlichtes aber unglaublich warmherziges Buch mit einer bemerkenswerten Bildsprache, die mich emotional sehr berührte.

@ 2021, Alexandra Stiller
Blogtransparenz:  unbezahlte Werbung, Presseexemplar

Auch auf Instagram:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Alexandra Stiller (@alex_coffee_books)