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Es ist 1930 und wir begleiten den 5-jährigen Josef Tomulka, der mit seiner Mutter und den Großeltern ins das kleine Dorf Dorotheenthal im niederschlesischen Landkreis Reichenbach gezogen ist. Liebe und Geborgenheit, das kennt er nicht. Dafür weiss er ganz genau, was Schmerzen sind, denn sein Großvater lässt ihn fast täglich spüren, dass er, das uneheliche Kind, eine Familienschande ist. Auch seine Mutter Helene nimmt ihn nicht in Schutz und verwehrt ihm die so notwendige Zuneigung. Seine Sehnsucht nach Wertschätzung und Anerkennung ist immens.
Ein Spion in Kinderschuhen
Einzig der Nachbar Wilhelm Reckzügel, Medizinstudent in Berlin und politisch ambitioniert, erkennt dieses Bedürfnis. Er ist für Josef da, hört ihm zu, bietet ihm Freundschaft und Schutz. Er fördert Josef bei der Hasenzucht, für das er ein Händchen hat indem er an ihn glaubt. Was Josef in seinem plötzlichen Glück nicht merken kann: wie manipulativ Wilhelm tatsächlich ist und Josef über die Jahre ganz geschickt in gewisse Bahnen lenkt, falsches Gedankengut sät und diese Saat mit Zuwendung und Aufmerksamkeit zum richtigen Zeitpunkt düngt.
Im Jahr 1935 sorgt er dafür, dass Josef als Pimpf ins Jungvolk der Hitler-Jugend aufgenommen wird und schenkt ihm Hut und Uniform. Sein bis dahin nicht vorhandenes Selbstbewusstsein bekommt einen gehörigen Schub und sieht in Wilhelm sein großes Vorbild.
Es war genauso, wie Wilhelm es angekündigt hatte. Ab heute würde ihn keiner mehr spöttisch ansehen.
Er wird zum Spion in Kinderschuhen, darf mit Wilhelm nach Berlin reisen und wird „einer von ihnen“, glaubt, was sein Mentor ihm predigt. Als seine Mutter im Sterben liegt, offenbart sie Josef ein Geheimnis, dass den bis dahin schon tief geprägten Jungen aus der Bahn wirft. Keiner darf erfahren, was er nun weiß! Doch kann er diese fatale Offenbarung vor Wilhelm geheim halten?
Angelika Rehse (74) wuchs in einem Umfeld von Heimatvertriebenen auf. Unter dem Eindruck der erzählten und lang verschwiegenen Geschichten der Generation ihrer Eltern, begann sie in einer späten Lebensphase das Schreiben und legt mit Josses Tal ein beeindruckendes literarisches Debüt vor. Um de Ereignissen gerecht zu werden, verbrachte sie viel Zeit im ehemaligen Schlesien, Im Archiv und Bibliotheken und wurde bei ihrer Recherche von Zeitzeugen und Historikern unterstützt.
Entstanden ist dabei eine aufwühlende und psychologisch interessante Geschichte über Prägung und Machtmissbrauch, die unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Wie und warum wird ein Mensch böse? Welche Mechanismen sorgen dafür, dass aus Arglosigkeit Hass wird? Angelika Rehse nimmt sich dieser Frage an und zeigt uns anhand ihrer jungen Figur Josef, warum die Saat des Nationalsozialismus so gut gedeihen konnte (was leider auch heute noch funktioniert).
Ein wichtiges und sehr lesenswertes Debüt!
Zitat aus einem Interview mit Angelika Rehse:
Es ist leider eine Tatsache, dass nicht in allen Köpfen ein konsequentes Umdenken, Abrücken von Schönfärberei und ehrlicher Geschichtsaufarbeitung stattgefunden hat, dass noch immer Zeiten wie diese glorifiziert und zurückgewünscht werden. So soll mein Buch auch eine Mahnung zu den vielen Parallelen zum Jetzt sein, die Gier nach Macht und Unterdrückung, den menschenverachtenden Strömungen mit ihren Vorurteilen gegen jede Art des Andersseins und es soll aufzeigen, wohin familiäres, gesellschaftliches und politisches Versagen und ihre Zwänge führen können; wie verführbar nicht nur Kinder und Jugendliche sind.
2023 © Alexandra Stiller
Blogtransparenz: bezahlte Werbung, Presseexemplar. Dieser Beitrag ist in honorierter Zusammenarbeit mit dem Pendragon Verlag entstanden.
Roman
Pendragon Verlag | ISBN 978-3-86532-831-1
15.03.2023
Hardcover, Mit Schutzumschlag und Lesebändchen
408 Seiten
www.pendragon.de
1 comment
Danke für die Vorstellung (und die dazu so wunderbar atmosphärisch passenden Bilder) – das Buch klingt genau nach meinem Geschmack 🙂