ULRIKE STERBLICH, Politologin und Autorin lebt in Berlin, wo sie auch als Gastgeberin der Talk- und Lesebühne «Berlin Bunny Lectures» bekannt wurde. 2012 erschien ihr erfolgreiches Mauerstadt-Memoir «Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt», über das Wolfgang Herrndorf urteilte: «Zarter, liebevoller, staunender wurde selten eine Jugend, eine Stadt und beider Verschwinden beschrieben.» 2021 veröffentlichte Ulrike Sterblich ihr vielbeachtetes Debüt «The German Girl».
Ihr aktueller Roman “Drifter” steht nun auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023.
Es war ja das Zeitalter der unerklärlichen Merkwürdigkeiten angebrochen.
In Ulrike Sterbliche Roman „Drifter“ schlägt der Blitz ein – und er trifft Marco Killmann „Killer“, den besten Freund von Wenzel Zahl, als dieser gerade über eine Pferderennbahn sprintet. Wenzel und Killer sind seit Kindestagen an befreundet, wuchsen in der selben Hochhaussiedlung im Ranunkelweg auf, ziehen später in die gleiche , etwas bessere Gegend mit Wohnungen in Laufnähe.
Während der smarte Killer Karriere macht, landet der nette Nerd Wenzel nach einem abgebrochenen Studium beim Regionalsender, wo er Leserkommentare in den Sozialen Netzen beantwortet. Ihre Freundschaft ist beständig, es wird viel gequatscht, viel Rumgelabert. Doch als Killer vom Blitz getroffen wurde, verschiebt sich die Realität.
So, dachte ich, jetzt ist es amtlich: Bei Killer hatte sich etwas verschoben. Es ist nicht so, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber er hat das Geschirr neu sortiert. (S. 74)
Die Auswirkungen sind unübersehbar und es passieren allerlei wunderliche Dinge um Wenzel und Killer herum. Nicht ganz unverantwortlich dafür ist eine Begegnung der seltsamen Art, denn seit dem Blitzeinschlag ist die divenhafte Influencerin und Hedonistin Ludovica “Vica” Malabene in deren Leben getreten, samt ihrer prolligen Assistentin Jez, dem Faktotum Heurtebise und dem tanzenden Riesenzottelhund Bello.
Bye bye, Realitätsempfinden
Vicas Geschäftsmodelle spriessen aus dem Boden wie Pilze (im wahrsten Sinne des Wortes) und gehen durch die Decke. Durch die Decke geht auch jegliches Realitätsempfinden und das macht unglaublich Spaß! I mean: Uhren, die von psychoaktiven Pilzen gesteuert werden, ein HipHop-tanzender Hund, ein Fahrstuhl, der einen ins eigene Kinderzimmer zurück katapultiert… nebulös, schräg und abgefahren ist dieses golden schillernde Universum, durch dass die beiden Freunde da im wahnwitzigen Tempo rauschen.
Mehr als einmal habe ich laut aufgelacht – diese witzige Geschichte voller Zeitgeist inspirierte mich unglaublich, endlich auch mal wieder eine Collage zu gestalten. Lest Drifter von Ulrike Sterblich, es macht einfach unglaublich Spaß! Aber zeitlich stellt man sich ganz unweigerlich die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist.
2023, Alexandra Stiller
Transparenz: selbstgekauft
Roman
Rowohlt Verlag | ISBN: 978-3-498-00326-5
2023
Hardcover mit Schutzumschlag
288 Seiten
www.rowohlt.de