Buchtipps To-Go #8 | Capus, von Lucadou & Messud

by Alexandra Stiller
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Unter dem Motto Buchtipps to-go erfahrt ihr, kurz und prägnant zusammengefasst,  unseren Eindruck bzw. unser persönliches Fazit zu einer kleinen Auswahl an Büchern, eBooks oder Hörbüchern. Das können Neuheiten – aber auch immer wieder ältere Bücher sein, die wir schon vor einiger Zeit gelesen haben. Wir möchten dies nutzen, um auch Büchern abseits der Bestsellerlisten wieder ins Gespräch zu bringen. Außerdem gibt doch noch so viel Schätze in den Backlists zu entdecken. Vielleicht werdet auch ihr fündig?!

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DAS LEBEN IST GUT / KÖNIGSKINDER von Alex Capus

Es ist passiert: Mich hat das Capus-Fieber gepackt! Kürzlich stellte @literarischernerd diese beiden Bücher von Alex Capus vor und seine Texte überzeugten mich so, dass ich richtig Lust auf diese Geschichten bekam.

Buchtipp - Das Leben ist gut & Königskinder von Alex Capus

Buchtipp – DAS LEBEN IST GUT & KÖNIGSKINDER von Alex Capus

Kaum bei mir eingetroffen, habe ich auch schon Das Leben ist gut (Link zur Verlagswebsite) begonnen – und es an einem Stück gelesen! Königskinder (Link zur Verlagswebsite)  folgte fast direkt danach und auch dieses Buch konnte und wollte ich nicht mehr aus der Hand legen. 

Alex Capus schreibt sehr warmherzige Geschichten über Freundschaft und Vertrauen, über das Leben und Älterwerden im Allgemeinen und über die Liebe ganz im Speziellen. Die Hauptprotagonisten beider Bücher – das Ehepaar Tina und Max – sind einfach bezaubernd. Max, der Geschichtenerzähler und Barbesitzer, verfügt über eine hervorragende Beobachtungsgabe und sein Humor ist besonders, manchmal leicht ironisch, meist jedoch sehr feinsinnig und treffend. 

Tina ist die Realistin, die sich gerne an Tatsachen hält, energisch, willensstark und unheimlich sympathisch. Die Beiden ergänzen sich hervorragend. Die „kabbeln“ sich über viele Kleinigkeiten, diskutieren, streiten über korrekte Anwendungen von Dingen – und sei es nur, wann genau man denn nun den Scheibenwischer benutzt. Aber in den großen, wirklich wichtigen Dingen sind sie sich einig! In der ersten Geschichte sind die das erste Mal seit über 25 Jahren getrennt, weil es Tina eine Weile lang beruflich unter der Woche nach Paris zieht.

In der zweiten Geschichte könnten sie dafür kaum enger zusammen sein, denn sie verbringen eine Nacht im tief eingeschneiten Auto auf dem Alpenpass. Capus scheut sich auch nicht, mal eben zwischen den Jahrhunderten hin und her zu springen und ehe man sich versieht, befindet man sich in der Zeit der französischen Revolution!

Zwei Bücher zum geniessen und Ruhe finden. Zwei Geschichten, die mich mit einem ganz wohligen Gefühl zurückliessen. Danke, Alex Capus, für dieses Lesevergnügen!

 

DIE HOCHHAUSSPRINGERIN von Julia von Lucadou

Everything is going to be alright

Buchtipp - DIE HOCHHAUSSPRINGERIN von Julia von Lucadou

Buchtipp – DIE HOCHHAUSSPRINGERIN von Julia von Lucadou

Wie immer in einer Dystopie muss ich mich erst einlesen, erst vertraut werden mit dem unbekannten Terrain, der neuen Welt. Aber Julia von Lucadou hat es geschafft, dass ich mir diese cleane, gleichmäßige, fast silbern leuchtende Stadt aus Stahl und Glas mit ihren gleichförmigen, identisch ausschauenden Hochhäusern vor meinem inneren Auge vorstellen konnte. Drumherum die -fast etwas im Dunkeln gelassenen – meist nur angedeuteten Peripherien.  Wolken aus Staub und Abgasen hängen darüber, lassen nur Einblicke zu… 

Zwei völlig entgegengesetzte Welten bauen sich in Die Hochhausspringerin (Link zur Verlagswebsite) nebeneinander auf. Zwei Ideen, wo die Gesellschaft in der (weiten?) Zukunft stehen könnte. Alles geht unter in Schmutz und Dreck, in der jeder sich selbst überlassen ist. Oder aber: Optimierung, Kontrolle, Gleichmäßigkeit und Perfektion gewinnt die Oberhand. Aber ist diese Welt, in der alles funktioniert, der Tagesablauf perfekt und minutiös geplant, der Körper mithilfe Apps und Digital Coaches fürsorglich überwacht und sowieso alles und jeder überall kameraüberwacht ist, nicht ein Gefängnis für die Menschlichkeit? Riva, eine Hochhausspringerin in der Stadt – nicht nur eine, nein: die Beste!- ist ein gläserner Star, ihr Leben komplett transparent für Millionen Fans. Plötzlich macht etwas „Klick“ bei ihr und sie „funktioniert“ nicht mehr. Sie verbarrikadiert sich und verweigert das System.

Hitomi, eine Wirtschaftspsychologin von „PsySolutions”, soll das ändern, denn die Sponsoren werden sauer und Riva droht die „Relokalisierung“ in die Peripherien. Während Hitomi Riva fast minutiös über die Webcams beobachtet und eine Maßnahme nach der anderen scheitert, verbindet sich immer mehr das Schicksal dieser beiden Frauen. Und zuletzt stellt man sich die Frage: Was macht Menschen menschlich in Zeiten des digitalen Optimismuswahns und kontrollierten Fürsorge? Wo bleibt da die Selbstbestimmung? Die Autorin denkt unsere aktuelle Gegenwart konsequent weiter – und gerade das macht diese Dystopie so beängstigend „real“…

 

DAS BRENNENDE MÄDCHEN von Claire Messud

Die Welt öffnet sich; die Geschichte erstreckt sich hinter einem und die Zukunft vor einem, und plötzlich ist man sich bewusst, dass alle um einen herum ein wildes, ungekanntes Innenleben haben, man erkennt, dass jeder einzelne Mensch in einer ungesagten Welt lebt, die genauso randvoll und fremd ist wie die eigene, und das man niemals darauf wird hoffen können, je irgendetwas ganz und gar zu wissen, nicht einmal über sich selbst.

Buchtipp - DAS BRENNENDE MÄDCHEN von Claire Messud

Buchtipp – DAS BRENNENDE MÄDCHEN von Claire Messud

Das brennende Mädchen (Link zur Verlagswebsite) von Claire Messud ist ein atmosphärischer Coming-of-age Roman mit einem schönen Einstieg, der Lust auf mehr macht – einem schwächeren Mittelteil, in dem ich mich kurz verlassen fühlte – aber dafür mit einem sehr starken und intensiven Ende!

Es geht um die Komplexität des Erwachsenwerdens. Um Gefühle und Emotionen, die einen in dieser Zeit oftmals aus der Bahn zu werfen drohen. Kindheitsfreundschaften, deren Entstehung und wie sich entwickeln – oder auch auseinander driften. Die erste Verliebtheit, mit der man erst lernen muss, umzugehen. Um gute als auch schlechte Erfahrungen, die unser ganzes Leben fortan prägen.

Cassie und Julia durchleben diese Achterbahn der Gefühle, die Hoch und Tiefs dieser so umbrüchigen Zeit. Plötzlich nicht mehr Kind sein, sich aber auch nicht dem Erwachsenwerden gewachsen fühlen. Melancholischer Blick zurück auf das , was war – nervöser Blick nach vorn auf das, was kommen wird. Und wo bleibt die Freundschaft bei diesem Entwicklungsprozess? Warum kann  manch innigeFreundschaft – ursprünglich für das Leben geschlossen – dem allem doch nicht standhalten?

Ich hatte etwa zur Hälfte des Buches das Gefühl des Verlorenseins, merkte, dass ich gedanklich davon driftete und unaufmerksamer wurde. Trotzdem blieb ich am Ball und bin sehr froh darüber, denn die letzten Kapitel machten das wieder wett! Ich fühlte mich in der Mittel des Buches wie diese beiden Mädchen.  Ich war hin und her gerissen …

Wohin jetzt? Was jetzt? Wer öffnet mir die Tür, wer öffnet mir die Arme?

2 comments

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2 comments

Zeilentänzer 29. September 2018 - 20:42

Die Bücher von Alex Capus sind zauberhaft. Ich habe “Königskinder” erst beendet und mir nun “Das Leben ist gut” zugelegt. Toll!

Zeilentänzerin

Reply
betty 6. Februar 2019 - 21:08

oh die hochhausspringerin habe ich nach ein paar seiten weggelegt. die autorin bemüht sich so sehr orginell zu schreiben, dabei präzise zu beschreiben, puh und diese anstrengung! ist so! anstrengend zu lesen! brrr. kein talent, nur eine bemühte schreiberin.

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