Drei Handlungsstränge ziehen sich durch das Buch: Es beginnt mit einem gewissen Professor Cole, der bei einer Forschungsreise einen Flugschreiber birgt, dann geht es mit Dove weiter, der in der Gegenwart in London bei der Notruf-Zentrale arbeitet, und schließlich taucht noch Peter auf, dessen Abenteuer im Jahr 1983 in den USA startet. Es ist gleich klar, dass diese drei irgendwie miteinander zusammenhängen, und ich habe mich gerne daran gemacht herauszufinden, wie David Whitehouse diese verschiedenen Fäden zusammenführt.
Eine gewisse romantische Ader muss ich Peter schon unterstellen, um nachvollziehen zu können, wieso er seine Zeit und sein ganzes Geld dazu verwendet, in die verschiedensten Winkel der Erde zu fliegen und sich seltene Blumen anzusehen. Zugegeben, es ist schon reizvoll, solche Raritäten zu entdecken. Ich habe ihn auch gern zu seinen Forschungen begleitet, was vor allem daran liegt, dass diese Reisen durchaus ereignisreich sind, aber auch an den mitreißenden Beschreibungen. Wie Whitehouse die Landschaften, die exotischen Länder, das Klima und natürlich auch die Botanik einfängt, erzeugt starke Bilder bei mir. So ist das Buch auch für mich auch eine kleine Reise um den Globus.
Er hoffte, wenn er mehr über Blumen lernte, würde ihn das der Romantik näherbringen, die in den Worten dieses Briefes enthalten war – eine Romantik, die er sich insgeheim auch für sein eigenes Leben ersehnte. (S. 69)
Peter ist ein angenehm unheroischer Charakter, dem ich gerne auf seinem oft dramatischen Weg, auf dem ihm auch die große Liebe begegnen wird, folge. Manche Situationen wirken dabei allerdings schon etwas konstruiert und unwahrscheinlich, darauf muss man sich wohl einlassen, damit die Geschichte funktioniert. Die rutscht vereinzelt schon mal ins Kitschige oder bedient bekannte Plattitüden. Auch einige sprachliche Vergleiche machen für mich keinen Sinn:
Schwarze Taxis schleichen auf der Straße vorüber, wie eine Schlange von Büffeln, die sich gegenseitig in den Hintern kriechen. (S. 58)
Dass er einen möglicherweise vom Piloten aus Liebeskummer eingeleiteten Flugzeugabsturz als romantisch ansieht, ist für mich, auch wenn er das relativiert, eine unnötige Verirrung. Mit den Bildern des so ähnlich abgelaufenen Absturzes im Jahr 2015 in den Alpen vor Augen habe ich dafür kein Verständnis. Trotz dieser Einschränkungen hat das Buch insgesamt einen ordentlichen Sog bei mir erzeugt. Durch seinen flüssigen Schreibstil bin ich schnell durch die Seiten und zur Auflösung des Plots geflogen.
Persönliches Fazit
In diesem Buch steckt viel drin: Drama, die große Liebe, sympathische (und unsympathische) Charaktere und eine lebendige und bildhafte Erzählweise. Es gab zwar immer wieder Stellen, die mir etwas unglaubwürdig vorkamen oder Unverständnis bei mir hervorgerufen haben, gut unterhalten hat mich der Roman insgesamt aber trotzdem.
© Rezension: 2019, Marcus Kufner
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Rezension: Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek | David Whitehouse
Roman
Tropen – ISBN: 978-3-608-50373-9
30.08.2018
Gebunden
346
www.klett-cotta.de