Frau Huber ermittelt – Der zweite Fall
Da ist sie endlich wieder, die Hannelore Huber! „Walter muss weg“ hieß das erste Buch mit ihr, das mir schon amüsante Stunden beschert hat. Da war gleich klar, dass ich auch bei ihrem zweiten Fall dabei sein werde.
Eigentlich will die Huberin doch nur von der Bank vor ihrem Haus aus den Ausblick auf die Siedlung und die Ruhe genießen, die ihr ihr verstorbener Gatte Walter hinterlassen hat. Doch mit der tollen Aussicht ist es vorbei, als auf dem Acker direkt vor ihr von den Grubmüllers Mais gepflanzt wird. So zieht Ärger auf zwischen den beiden Parteien, denn diese Familie ist offensichtlich schon erblich bedingt eine recht unangenehme Bagage. Als der Grubmüller senior dann tot aufgefunden wird, denken die meisten Glaubenthaler, dass das kein allzu großer Schaden ist. Aber bei dieser einen Leiche bleibt es nicht. Während der Kommissar Swoboda nebst seinem dümmlichen Gehilfen sich ziemlich planlos und auch nur als Nebenfigur den Vorkommnissen widmet, macht sich die Hanni weit mehr Gedanken, um hinter die Geheimnisse zu kommen, die zu diesen tödlichen Ereignissen führen.
Neben neuen Darstellern wie die Grubmüller-Familie treten viele bekannte auf, die ich schon aus dem ersten Buch kenne. Das gibt in Summe ein bemerkenswertes Aufgebot an Protagonisten. Entsprechend schwierig ist es für mich als Leser, zu erahnen, was da im Dorf passiert. Das erhöht die Spannung bei dieser als Krimi verpackten Sozialstudie. Thomas Raab widmet sich in seinem Roman selbst den hoffnungslosesten Fällen auf eine geradezu liebevolle Art. Trotzdem entlarvt er die Scheinheiligkeit der Glaubenthaler auf seine gewohnt gnadenlose Weise. Langweilig ist dieses Dorfleben jedenfalls zu keiner Zeit, dafür sorgt auch der einfallsreiche Plot. Aber auch Seitenhiebe in Richtung Kirche oder Gesellschaft im Allgemeinen lässt er nicht aus.
Familie. Nicht nur ein Ort der Geborgenheit, sondern auch der Verdammnis, dazu verteufelt, sich mit Menschen abgeben zu müssen, die einem ansonsten gestohlen bleiben können. Energieparasiten, Abwärtsspiralen, dunkle Wolken, die unter dem Vorwand, Gutes zu tun, ihr Gift über dir versprühen, nichts als Schuldgefühle verbreiten. (S. 210)
Wer den ersten Fall der Frau Huber noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall damit loslegen. Zwar ist die Geschichte an sich eine neue, es ist aber vorteilhaft, wenn man die Leute aus dem ersten Buch schon kennt. Und vor allem wäre es ein Verlust, „Walter muss weg“ nicht gelesen zu haben, denn dann würde man einen prima Lesespaß verpassen. Denn dort wie auch hier im zweiten Band dominieren Ironie und böser Humor. Dazu kommt noch eine große Fabulierfreude und jede Menge Wortspielereien. Wenn der Autor beim Schreiben so viel Spaß hatte, wie ich beim Lesen, dann werden wir bestimmt nicht lange auf den nächsten Teil warten müssen. Ich werde mir den dann mit Sicherheit nicht entgehen lassen.
© Rezension: 2020, Marcus Kufner
Weitere Stimmen zum Buch:
Frau Huber ermittelt – Der zweite Fall
Roman
Kiepenheuer & Witsch | ISBN: 978-3-462-05314-2
27.05.2020
Gebunden
336
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