Unsere Lesetipps zum Sonntag #9

by Alexandra Stiller
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Ihr seid auf der Suche nach neuem Lesestoff? Immer Sonntags möchten wir euch Bücher vorstellen bzw. empfehlen, die wir wirklich sehr gerne gelesen haben. Kurz und knapp erfahrt ihr hier zu einer kleinen Auswahl an Büchern, eBooks oder Hörbüchern unseren Eindruck bzw. unser Fazit. Das können Neuheiten auf dem Buchmarkt sein aber auch immer wieder Bücher, die schon etwas älter sind, uns aber sehr begeistern konnten.
3000 Arten ich liebe dich zu sagen | Marie-Aude Murail

Klappentext: Chloé ist die zurückhaltende Tochter aus gutem Hause, Bastien ist witzig und unbeschwert, und Neville wirkt düster und unnahbar. Verschiedener könnten sie kaum sein. Und doch wird aus ihnen ein unzertrennliches Trio. Denn eine Leidenschaft vereint sie: die Schauspielerei.
Und während sie von ihrem charismatischen Lehrer lernen, wie viele Arten es gibt, »Ich liebe dich« zu sagen, werden sie sich ihrer eigenen Gefühle füreinander bewusst. Sie spielen ihre Rollen – und finden dabei heraus, wer sie im echten Leben sein möchten.
© Fischer KJB, 2015, ab ca. 14 Jahren, ISBN 978-3-596-85653-4

Mein Fazit: Ein wahrlich beeindruckender Roman für alle, die sich für das Theater interessieren. Das Buch lebt geradezu von der Theatersprache. Das Werk ist durchzogen von wundervollen Zitaten aus Stücken von zB. William Shakespeare, Victor Hugo, Roland Dubillard, Henrik Ibsen, Moliére und vielen mehr über die Leichtigkeit des Lebens und die Liebe.
Wir begleiten Bastien, Chloé und Neville durch ihre Zeit in der Theaterschule, die sie so sehr verbindet und natürlich auf dem Weg zu sich selbst, beim Finden und Erkennen der wahren Liebe. Faszinierend, auf wie viele Weisen man “Ich liebe dich” sagen kann. Aber meiner Meinung eher für junge Erwachsene geeignet, 14 Jahre finde ich etwas verfrüht. 

Spieltrieb | Juli Zeh

Klappentext: Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel.
Ganz ruhig fängt das an: Ada, überaus selbstbewußte Schülerin, vierzehn Jahre alt, kommt neu an ein Gymnasium namens Ernst-Bloch, wo der Alltag sie nicht fordert und die Lehrer meist schwache Gegner beim intellektuellen Kräftemessen sind. Anfangs erregt Ada auf Ernst-Bloch wenig Aufmerksamkeit. Das soll sich ändern im Fortgang dieses Romans.
Während im Großen und Ganzen der Weltpolitik die Fronten von »Gut« und »Böse« unter dem Eindruck von Terrorismus und den Spätfolgen einer zusammengestürzten Weltordnung durcheinandergeraten sind, entwickelt sich im Mikrokosmos auf Ernst-Bloch eine mitreißende Geschichte, die unausweichlich auf eine Kette unerhörter Begebenheiten zuläuft, bis der Lehrer Smutek sich schließlich in einer Gewaltorgie gegen seine Schüler rächt und befreit.
© Schöffling & Co. I 2004 I ISBN: 978-3-89561-056-1

Mein Fazit:
Können Schüler wirklich so böse sein? Perfide und clever eingefädelt, in einer direkten Sprache, entwickelt sich ein spannendes Psychogramm. Für mich ein Highlight der deutschen Gegenwartsliteratur. Das Buch wurde 2013 verfilmt.

“Mind-boggling” – Evening Post | Max Goldt

Klappentext: Früher war „Mind-boggling” gelb. Heute ist „Mind-boggling” blau. Nur drei Personen auf Erden wissen, warum.
In dem nun also blauen Buch sind die „Titanic”-Beiträge des Jahres 1997 sowie eine Reihe von Quisquilien versammelt, darunter die folgenden Schriften:
Also kochte Cook der Crew / Affige Pizzen / In der Duz-Falle / Die Saugegemeinschaft zerbricht / Intaktes Abdomen dank coolem Verhalten / Das Sandwich mit der Dietrich
© Rowohlt Verlag, 2005, ISBN: 978-3-499-23863-5

Mein Fazit: Schon das Blau des Buch sprach mich an und auch der Inhalt war überragend. Ich liebe Max Goldt-Texte. Ich bewundere nahezu seine Schreibweise. In diesem Buch gibt es mehrere Geschichten, die der Titanic-Kolumnist schrieb. Diese sind wie ein perfekter Kuchen mit allen Zutaten, die die gute Literatur benötigt. Irgendwie hat alles viel Poetisches, Nachdenkliches, Humorvolles und auch wieder eine Dosis Absurdes, was aber immer genau passend ist. Bei diesem Buch empfiehlt es sich nicht in der U Bahn zu sitzen (oder vielleicht doch?). Denn eines kann ich sagen: Lachanfälle sind vorprogrammiert.

Nowhere Men | Christoph Miller

Klappentext: Erzählungen illegaler Migranten im Strom der Globalisierung.
Über eineinhalb Jahre hinweg hat Christoph Miler Gespräche mit „Illegalen” geführt, hat ihre Geschichten dokumentiert und als Grundgerüst für Nowhere Men verwendet, hat sie verdichtet, collagiert und mit Recherche- und Erfahrungsmaterial angereichert. Das Ergebnis sind sechs Erzählungen, sechs episodenhafte Biografien, die nicht als verbindliche Lebensläufe, sondern als literarische Protokolle und archetypische Skizzen irregulärer Migration zu lesen sind, eingebettet in ein Netz globaler Ereignisströme und Machtstrukturen.
© Luftschacht Verlag, 2015, ISBN (Print) 978-3-902844-53-8

Mein Fazit: “Ist es in Ordnung, beim Billig-Textilkonzern ein T-Shirt um 5 Euro zu kaufen und damit die Arbeitsbedingungen in Bangladesch mitzubestimmen und sich andererseits zu beschweren, wenn genau der Textilarbeiter aus Bangladesch an der eigenen Grenze […] anklopft und um Asyl fragt?”
Die Anthologie “Nowhere Men” von Christoph Miller umfaßt sechs Erzählungen, in denen der 1988 geborene Autor in verdichteter Form ein Stimmungsbild des hochaktuellen Themas Asyl und Migration zeichnet. Dabei beruft er sich auf Gespräche, die er selbst mit Einwanderern
geführt hat und scheut nicht davor zurück, die Rolle der Industriestaaten zu hinterfragen.
Kritisch, bewegend, sehr viel gehaltvoller und fundierter als Stammtischparolen.

Bis aufs Haar | K.A. Harrington

Klappentext: Morgans Freund Flynn ist tot, gestorben bei einem Autounfall. Doch irgendetwas stimmt nicht. Es gibt keine Beerdigung, kein Grab, keine Aufzeichnungen über ihn im Krankenhaus. War es wirklich ein Unfall? Morgan beginnt nachzuforschen. Als sie zufällig Evan begegnet, werden ihre Zweifel immer lauter, denn Evan sieht haargenau so aus wie Flynn. Wie ist das möglich? Ihre Suche nach der Wahrheit führt Morgan nicht nur zu den verlassenen Orten der Stadt, sondern bringt sie Schritt für Schritt auch demjenigen näher, der im Geheimen die Fäden in der Hand hält. Morgan ahnt nicht, in welcher Gefahr sie schwebt, bis es beinahe zu spät ist.
© Magellan Verlag, 2015, ISBN-13:978-3734850066

Mein Fazit: Ein spannender, leicht zu lesender Jugendthriller. Aufgrund von Sätzen wie „Ich musste zugeben, dass Evan ziemlich heiß war” allerdings eher für die weibliche Leserschaft geeignet.

2 comments

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Silvia Borowski 2. August 2015 - 9:55

Hallo und einen schönen Sonntag zusammen,

sagt mal, bin ich hier die Einzige, die unten in den Kommentaren etwas schreibt?? Oder wollt ihr alles in Facebook stehen haben?
Nun aber zu euren Fragen. Nein, ich kenne kein einziges Buch davon und ich habe noch keins davon ausliegen sehen. Und genau deshalb, schaue ich total gerne bei euren Sonntags Tipps vorbei. Es sind nicht die Bücher von all den bekannten Autoren, es sind nicht immer Cover, die einem ins Gesicht springen und doch sind sie gut. Wenn ich diese lesen möchte, werde ich sie eher in der Schrankwand der Buchhandlung finden, als auf den Tischen, wenn man in die Läden hinein kommt.
Gerade habe ich noch entdeckt, dass Marcus ” Deadline” liest. Das hatte ich auch im Visier und daher freue ich mich schon jetzt auf seine Meinung zum Buch.
Als Empfehlung kann ich im Moment nur “die Falle” von Melanie Raabe geben. Aktuell lese ich ” Tödliche Angst” von Linda Castillo.

Euch allen einen tollen Sonntag und seid alle lieb gegrüßt
Silvia B. aus B.

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AlexandraBK 2. August 2015 - 10:10

Liebe Silvia,

schön von dir zu lesen!
Es ist in der Tat leider (!!!) so, dass immer mehr Austausch auf Facebook stattfindet. Es würde uns riesig freuen, wenn mehrere Leser ihre Meinung direkt hier unter die jeweiligen Posts schreiben würde, aber viele wandern immer zurück zu Facebook und schreiben dort. Mir ist das auch schon eine Weile lang aufgefallen und finde es auch sehr schade. Ich habe schon oft darauf aufmerksam gemacht. Vielleicht ändert sich das irgendwann mal wieder, ich hoffe es sehr 🙂

Umso mehr freut es mich, dass du immer wieder liebe Grüße und tolle Tipps für uns hinterlässt. Das ist immer wieder eine große Freude! <3

Genau das bezwecken wir mit diesen Lesetipps, dass einfach mal mehr Bücher Erwähnung bekommen, die nnicht gerade auf den Bestsellerlisten stehen. Schön, dass es dir gefällt.
ja, Marcus liest das Buch gerade und da wird es sicher sehr bald eine Rezension dazu geben 🙂

Hab ein schönes und entspanntes Wochenende!
(Und wir hoffen sehr, dass es deinem kleinen Patienten ganz bald etwas besser geht! )

Liebe Grüße, Alexandra

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