#GeorgiamadebyCharakters | Georgien auf der Frankfurter Buchmesse 2018

by Alexandra Stiller
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Mein #placetobe auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war definitiv der Pavillon des Ehrengastlandes Georgien.  Natürlich war ich in diesem Jahr schon aufgrund der Reise und der vorab gelesenen Lektüre besonders fokussiert darauf – aber ganz unabhängig davon überzeugte mich das schlichte, aber sehr warme und konsequent durchgezogene Design sehr.

Mit Georgien präsentierte sich eine jahrtausendealte Kulturnation . Die georgischen „characters”, die 33 kunstvoll geschwungenen Buchstaben des Alphabets, sind einzigartig und wurden auch zum Leitsymbol des Pavillons. 2016 wurde dieses Alphabet von der UNESCO in das Verzeichnes des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Wir werden 33 Türen mit 33 Schlüsseln öffnen, 33 Berge und 33 Täler durchkreuzen,
mit 33 Schiffen auf dem weiten Meer segeln, 33 Burgen erobern, aus 33 Irrgärten entkommen, 33 Lieder singen, 33 Brote backen, am 33. Tag Weinreben pflanzen und am Ende unserer Reise ein Buch mit 33 Buchstaben schreiben – ein Buch über die Geschichte der 33 Schriftzeichen, in denen sich Georgien uns offenbart.

Ger Gastpavillon: Abgedunkelte Räume, die 33 hellen Konstruktionen -an das georgische Alphabet angelehnt- mit den Zitaten und Grafiken, der Hub of Reflections  und der Hub of Emotions,  eine begehbare Spirale mit den georgischen Büchern – es gab viel anzuschauen und zu entdecken.

Hub of Reflections – ein Blick auf die georgische Hauptstadt Tiflis

Der Hub of Refelctions wurde ganz im Stile eines alten georgischen Veranstaltungssaals dargestellt. Hier wurden berühmte Fotografien der Agentur Magnum von Tbilisi ausgestellt und zeigten ein breites Spektrum der alten und der modernen Stadt, der Menschen und der Kultur.

Pavillon des Ehrengastlandes Georgien | Fotorechte @georgia-characters.com

Pavillon des Ehrengastlandes Georgien | Hub of Refections | Fotorechte @georgia-characters.com

Der Hub of Emotions – ein intensives Spiel um Trauer und Freude

Sehr faszinierend umgesetzt: Im Hub of Emotions konnte man Videos von zeitgenössischen georgischen Autor*Innen in verschiedenen Emotionen betrachten. In Zeitlupe veränderte sich der Gesichtsausdruck von Traurigkeit bis bin zur strahlenden Freude. Untermalt wurde diese Darstellung mit modernen georgischen Klängen, die zum Innehalten und ausgiebigem Betrachten der Videos einluden. Diese Umsetzung empfand ich als äußert gelungen, denn spiegelten diese Emotionen doch so sehr dar, was die Menschen mit Ihrem Land verbinden.

Pavillon des Ehrengastlandes Georgien | Hub of Emotion | Fotorechte @georgia-characters.com

Hub of Symbols – Vertraut werden mit den #georgiancharacters

Schriftsatz und Schriftbild waren hier im Hub of Symbols das große Thema. Man konnte sich wunderschöne Monotype-Postkarten erstellen lassen, seinen Namen in georgischen Buchstaben stempeln lassen und sich ganz allgemein mit dem besonderen Alphabet vertraut machen.

Von Klassik bis Zeitgeist – Neue Bücher aus und über Georgien

Und natürlich wurde auch ein ganz umfangreiches literarisches und kulturelles Programm geboten, denn mehr als 70 Autor*Innen und weitere Künstler*Innen waren aus Georgien angereist. Unter anderem auch das großartige georgische Nationalballett Sukishvili, deren Programm eine Erzählung über den Kampf, das Leid und das Heldentum des georgischen Volkes ist.

Pavillon des Ehrengastlandes Georgien | Fotorechte @georgia-characters.com

Von Romanen, Krimis, Erzählungen, Märchen und Sagen bis hin zu georgischen Epen und Anthologien georgischer Poesie, Sachbüchern, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sammlungen kritischer Essays – über 150 Neuerscheinungen wurden im Gastlandjahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt herausgegeben. 70 deutschsprachige Verlage haben Titel zu Georgien in ihrem Programm. Seit der Gründung des Georgian National Book Center (2014) und der Einführung des Übersetzungsförderungsprogramms (2011) sind insgesamt 200 Titel aus dem Georgischen in deutscher Sprache erschienen.

Vom historischen Heldenepos über die scharfzüngige Satire bis zum persönlichen Bericht aus dem Gulag – die
Neuerscheinungen in deutscher Sprache spiegeln die historische und kulturelle Vielfalt des Landes wider, dessen
Literatur bereits im 5. Jahrhundert mit dem hagiographischen Werk Das Martyrium der Heiligen Schuschanik begann.

Der Slogan „Georgia – Made by Characters” steht für das intensive Gefühl, das wir nach Frankfurt tragen wollen. Unser Charakter ist der Hauptfaktor unserer Identität, die Georgiens stärkste Kraft darstellt, sich in der unabhängigen und freien Welt zu etablieren. Der Weg, dem unser Land jeden Tag folgt, um diese Unabhängigkeit zu bewahren, ist sehr steinig. Doch die Herausforderungen und Probleme, denen wir uns stellen müssen, führen uns noch deutlicher  unsere Verantwortung vor Augen, unser Land, seine Kultur und seine Identität zu schützen. Dies alles macht unseren Charakter noch fester und prinzipientreuer.

Medea Metreveli, Direktorin des Georgian National Book Center

Medea Metreveli, Direktorin des Georgian National Book Center | Fotorechte @georgia-characters.com

 

Was mich wirklich sehr begeisterte: es wurde eine sehr beruhigende, mit harmonischen Klängen untermalte Atmosphäre geschaffen. Ein regelrechter Ruhepol inmitten des sonst so wuseligen Messetrubels. Eine Aufforderung, sich einfach mal ein bisschen Zeit zu nehmen. Innehalten. Und das tat ich dort sehr gerne. Noch nie habe ich so viel Zeit in einem Gastland-Pavillon verbracht wie in diesem Jahr.  Alle Sinne der Besucher*Innen sollten angesprochen werden – und das ist wunderbar gelungen! Chapeau an Georgia made by Characters und das Georgian National Book Center für eine fabelhafte Umsetzung.

 

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Kolumne | Das Aus für das Georgian National Book Center? 8. September 2020 - 7:20

[…] BK unterwegs […]

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