Aufgelesen #15 | Wer war William Shakespeare? [Teil1]

by Wolfgang Brandner
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Aufgelesen #17

 

William Shakespiere - Wikipedia - von John Taylor (Unbekannt) [Public domain], via Wikimedia Commons
William Shakespeare (Chandos Portrait)
von John Taylor, via Wikimedia Commons

“Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.”

“Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als Eure und meine Schulweisheit sich träumen lässt.”

“Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!”

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Passagen wie diese sind gerne zitierte geflügelte Worte, Dramen wie “Macbeth”, der
“Sommernachtstraum” und “Hamlet” genießen zumindest namentlich einen außerordentlichen Bekanntheitsgrad, und “Romeo und Julia” gilt als Inbegriff der Liebestragödie. Wer aber ist ihr Verfasser, wie viel wissen wir tatsächlich über jenen Mann, der oft mit breitem weißen Kragen, lichtem Haupthaar und Spitzbart dargestellt wird?

 

Wer war William Shakespeare?

Anläßlich seines Todestages (und jenes von Miguel de Cervantes) wird alljährlich am 23. April der WELTTAG DES BUCHES begangen … das ist also am kommenden Samstag. Heuer jährt sich das Ableben des englischen Dramatikers zum 400. Male … Grund genug also, sich der Frage nach seiner Identität zu widmen. Er wurde 1564 als Sohn eines Handschuhmachers geboren (das genaue Datum ist nicht überliefert) und ist in Stratfort-upon-Avon aufgewachsen. Aus der Zeit zwischen seiner Hochzeit mit 18 und seinem erstmaligen Erscheinen in London ist wenig überliefert, weshalb diese “verlorenen Jahre” immer wieder gern mit Spekulationen und Legenden gefüllt werden. Ab 1599 scheint er als Miteigentümer des Globe Theatre auf und erwarb sich als Dichter und Geschäftsmann Wohlhaben und Ansehen. Im Jahr 1610, im Alter von 46 kehrte er nach Stratford, den Ort seiner Kindheit zurück, wo er als Getreidehändler tätig war und wenig später verstarb. Auch das Wissen um diese Jahre ist lückenhaft, bekannt ist lediglich, daß er keine weiteren Stücke mehr verfaßte. Allerdings erstreckte sich der Veröffentlichungszeitraum der 37 hinlänglich bekannten Dramen bis 1612, also bis nach seinen Tod.

 

Shakespeare-Denkmal in Weimar - Bildquelle Wikipedia © Michak
Shakespeare-Denkmal in Weimar
Bildquelle Wikipedia © Michak

 

So weit also zur historischen Person. Wie sieht es aber mit der Urheberschaft seiner Werke aus? Immer wieder wird angezweifelt, daß es sich bei jenem Shakespeare, dessen Biographie anhand offizieller Dokumente nachverfolgt werden kann, tatsächlich um den Verfasser der Bühnenstücke und 154 Sonette handelt. Da Shakespeare als Säulenheiliger der englischen Sprache schlechthin gilt, als britisches Nationalheiligtum, wurde er zu einer mythologischen Figur verklärt, zu einer Vorstellung, die nicht notwendigerweise mit dem tatsächlichen Menschen deckungsgleich ist. So sind etwa (ganz im Gegensatz zu anderen Schriftstellern seiner Zeit) weder in den Annalen von Stratford Nachweise einer formalen Ausbildung, noch handschriftliche Aufzeichnungen von ihm zu finden. Wer auch immer Hamlet, King Lear und all die anderen Stücke verfaßt hat, mußte jedoch zwangsläufig über klassische Bildung verfügen, er war höchstwahrscheinlich des Griechischen, Lateinischen und Italienischen mächtig und ein vielseitig interessiertes Sprachgenie.

Bei der Analyse des Gesamtwerks wurde ein Vokabular ermittelt, das 17.677 verschiedene Wörter umfaßt.

In welcher Weise muß wohl eine solche geistige Größe in der Lage sein, eine Frau zu umwerben … Neben den Bekundungen seiner eigenen Verliebtheit müßten wohl jene von Romeo Montague wie einsilbiges Gestammel erscheinen. Und doch ist kein einziger Brief Shakespeare an seine Frau Anne Hathaway bekannt, kein in viktorianischem Englisch handschriftlich verfaßtes Versprechen immerwährender Zuneigung. Wie kann das sein? Möglichen Antworten wenden wir uns in der nächsten Ausgabe von “Aufgelesen” am 3. Mai zu.

Freudiges Weiterlesen!

 

© Wolfgang Brandner

 

1 comment

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Karin 20. April 2016 - 17:07

Oh, das hört sich nach einem Buch für mich an – danke für die Rezension.

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