BücherKaffee unterwegs | Lesung mit Nele Pollatschek

by Marcus Kufner
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Nele Pollatschek liest aus ihrem Debütroman „Das Unglück anderer Leute”
in der Buchhandlung am Käfertörle in Mosbach.

In der Veranstaltungsreihe „Das NachtCafé” hatte die Mosbacher Buchhandlung am Käfertörle im Februar die Autorin Nele Pollatschek zu Gast, die ihren Debütroman “Das Unglück anderer Leute” vorstellte.  Alexandra und ich haben die Gelegenheit genutzt und sind nach Mosbach gefahren, um uns einen Eindruck von ihr und ihrem Buch zu machen.

 

Zum Inhalt des Buchs der Klappentext:

Rabenmütter, Vaterwunden, Geschwisterliebe. In ihrem verblüffenden Debüt spielt Nele Pollatschek mit Statistik und Magie – und erzählt dabei eine turbulente, hochkomische und tieftraurige Geschichte vom Schicksalsschlag, eine Familie zu haben. 
Thene, 25, Oxford-Studentin mit Zweitwohnsitz in Heidelberg, lebt eigentlich ihren Traum: mit ihrem Freund im alten BMW zur Lieblingslichtung im Odenwald fahren, Klapptisch aufstellen, lesen, schreiben und ab und an ein Stück Kirschjockel essen.
Leider aber fällt in Thenes Odenwald-Idyll immer wieder ein, was sie nur in kleinen Dosen verträgt: ihre Patchwork-Familie, eine in alle Himmelsrichtungen verstreute ostwestdeutsche Mischpoke. Allen voran: Ihre Mutter Astrid – Weltretterin, Punk, hochmanipulativ und mehr an ihren guten Taten als an ihren Kindern interessiert. Dann Georg, ihr Vater, der eigentlich die bessere Mutter gewesen wäre, wäre er nur nicht ganze fünf Jahre verschwunden, als Thene zehn war. Des Weiteren: Eine Schar von abgelegten Stiefvätern, unter ihnen der jüdisch-orthodoxe Menachem. Und – einziger Lichtblick – Menachems Sohn: Thenes fünfzehnjähriger Halbbruder Eli, Zauberlehrling und begnadeter Kenner von Statistik, Wahrscheinlichkeit und Magie.
Als die Masterverleihung in Oxford ansteht, reist die Familie wie selbstverständlich an. Wer hätte schon ahnen können, dass der Zufall – das Schicksal? Gott? – ausgerechnet hier den Hebel ansetzt, um Thenes Welt aus den Angeln zu heben. [© Verlag Kiepenheuer & Witsch]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe das Buch bisher noch nicht gelesen, mit den vorgetragenen Passagen hat Nele Pollatschek aber meine Neugier geweckt. Ihre Heldin Thene ist eine junge Frau, die mitten im Leben steht und sich auf erfrischende und oft amüsante Art Gedanken über Gott und die Welt und ihre Familie macht. Damit hat sie einige Lacher beim Publikum verursacht. Auch wenn die Ausgangssituation bzw. die Grundstimmung eine recht Tragische ist, weiss die Autorin das Ganze mit einer gewissen Leichtigkeit und der nötigen Portion Humor zu verpacken.

Nele Pollatschek verstand es hervorragend, ihre Zuhörer zu begeistern. 

Es war sehr angenehm, ihr beim Vorlesen zuzuhören, konnte sie doch sehr gut Stimmungen aufgreifen und wiedergeben, mal mit lauter, mal mit leiser Stimme, mal energiegeladen, mal nachdenklich. Die Zeit raste geradezu durch und man konnte merken, dass sie ihr Publikum überzeugen konnte. Jeder lauschte gespannt und immer wieder konnte man herzliche Lacher vernehmen. Zwischendrin gab es eine kleine Pause, in der man sich an der hauseigenen KäferBar mit weiteren Getränken eindecken und der Livemusik lauschen konnte.

Nach der Lesung stellte sich die Autorin natürlich noch der obligatorischen Fragerunde. Ihre ausführlichen Antworten und ihre Offenheit fand ich sehr sympathisch.

Die häufigste Frage, die ihr auf Lesungen immer wieder gestellt wird, ist die, ob “Das Unglück anderer Leute” ein autobiografisches Buch sei, wie viel Nele denn in der Protagonistin Thene stecken würde. Dieser Frage griff sie an diesem Abend vor und erzählte ausgiebig über die Entstehung des Buches und über die Schwierigkeit, über Realismus zu schreiben.  Nein, der Roman ist nicht wirklich biografisch im herkömmlichen Sinne. Es steckt viel Lebenserfahrung drin in diesem Buch, aber es ist nicht unbedingt ihre eigene. Aber der Roman ist ihr von der Seele geschrieben, weil die Thematik ist genau das, was sie in den letzten Jahren beschäftige und interessierte. Sie findet das Thema Familie spannend, vor allem dysfunktionale Familien. “Man hat ja keine Wahl mit seiner Familie, es sind einem die allernächsten Menschen, die einem wichtig sind – und die einen aber auch immer wieder zur Weißglut treiben können. Die ganz großen Gefühle hat man nicht zu seinem Bankberaten”, sagt sie. “Die hat man zu seinem Vater, seiner Mutter oder Bruder etc. – und diese Gefühle können tragisch verletzt werden.”

Es wurden natürlich auch einige Fragen zu ihrer Zeit in Oxford gestellt und wie es denn für sie in der Zukunft weiter geht. Schön war da natürlich zu erfahren, dass es nicht bei diesem Debüt bleiben wird. Wir sind jetzt schon sehr gespannt und werden das natürlich verfolgen.

Ungewöhnlich war ihr lustiger, aber auch sympathischer Abgang: damit sie ihre letzte Bahn nicht verpasste, hat sie den Wecker ihres Smartphones gestellt, der sich dann lautstark bemerkbar machen. Da war dann gerade noch Zeit zum Signieren, dann war sie auch schon weg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein großer Dank an Nele Pollatschek und das ganze Team der Buchhandlung am Käfertörle für einen sehr unterhaltsamen Abend. Bei der guten Organisation und ausgezeichneten Versorgung mit Fingerfood und Getränken fühlt man sich einfach sehr wohl. Wie immer konnte man auch diesmal nach der Lesung wieder durch den Laden bummeln und sich inspirieren lassen und sich bis zuletzt mit neuem Lesefutter eindecken.

Sollte Nele Pollatschek auch in eurer Nähe lesen: wir empfehlen dringend einen Besuch, es lohnt sich wirklich sehr! Wer sich gerne selbst einen kleinen Eindruck vorab über die Autorin und das Buch verschaffen mag, dem empfehlen wir einen Blick in folgendes Video:

© Text: Marcus Kufner
© Bildmaterial: Alexandra Zylenas und Marcus Kufner

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