Das war ja mal nichts mit dem Kinobesuch. Netflix hat den Film einfach weggekauft, außerhalb der USA und von China ist er nur über den Streamingdienst zu sehen. Ich hätte den Streifen sehr gern auf der großen Leinwand gesehen, so gab es den Filmgenuss eben zuhause. Klein ist mein Fernseher nicht gerade, und 5.1-Sound kommt auch aus den Boxen. Fehlt nur noch das Popcornknabbern der Sitznachbarn für das echte Kinofeeling.
Ich war schon sehr gespannt wie der Regisseur Alex Garland die Romanvorlage von Jeff VanderMeer umgesetzt hat. Das Buch konnte mich nämlich mit seiner mystischen und geheimnisvollen Atmosphäre sehr fesseln. Es ist ein spannendes Abenteuer, gemeinsam mit der Biologin und ihrem Team „Area X” zu erforschen. Mich hat es da voll reingezogen in das bedrohliche und verstörende aber auch faszinierende und sehr abgefahrene Biotop. Können die Teilnehmerinnen der Expedition herausfinden, was dort passiert ist? Kann ein Mensch überhaupt begreifen, was da vor sich geht? Außer Antworten auf diese elementaren Fragen sucht die Biologin auch Spuren ihres Mannes. Der war nämlich mit der vorherigen Expedition in dem Gebiet unterwegs, und sie will herausfinden, was mit ihm dort passiert ist.
Bei einer Filmumsetzung wird ja gerne die Formulierung „Basiert auf dem Roman von …” verwendet. Das passt hier sehr gut, denn die Unterschiede vom Film zum Buch sind zahlreich. Das betrifft nicht nur kleinere Dinge wie dass die Gruppe im Film aus fünf statt nur vier Frauen besteht oder dass sie dort auch ihre Namen benutzen (um zu verhindern, dass sie untereinander eine Beziehung aufbauen, wurde das im Buch untersagt). Es sind auch entscheidende Fakten: während der Leser beispielsweise rätselt, was die Ursache dieser Abnormalitäten ist, wird das im Film ziemlich früh verraten. Auch das Schicksal des Mannes der Biologin ist dort ein anderes. Und nicht zuletzt ist das Ende nicht dasselbe. Das erklärt sich aber sicherlich damit, dass die Romanvorlage der erste Teil einer Trilogie ist. Der Film soll im Gegensatz zum ersten Buch natürlich nicht offen enden.
Wer also eine Eins-zu-eins-Verfilmung erwartet, wird enttäuscht sein. Ist der Film deswegen schlecht? Ich finde nicht. Die mystisch-faszinierende und bedrohliche Atmosphäre wird gut wiedergegeben und wurde visuell ansprechend umgesetzt. Auch die starke Frauencrew hat mich überzeugen können. Wie der menschliche Verstand auf die Probe gestellt wird, wird von den Darstellerinnen um Natalie Portman mitreißend gespielt. Im Vorfeld hieß es, der Film sei zu anspruchsvoll für das Mainstream-Publikum. Auch wenn manches etwas abstrakt daherkommt, wird doch genug erklärt. Ich hatte jedenfalls keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen. Im Gegenteil: für mich hätte Alex Garland mehr Mut beweisen und mehr Unerklärliches einarbeiten und damit mehr verstören können. Ein Meisterwerk ist der Streifen für mich daher nicht, sehenswert ist er aber schon.
© 2018, Marcus Kufner
© https://kinocheck.de/film/6w8/annihilation-2018
Details zum Film:
Laufzeit: 115 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Regie:
Alex Garland
Darsteller:
Natalie Portman
Jennifer Jason Leigh
Gina Rodriguez
Tessa Thompson
Sonoya Mizuno
Oscar Isaac
Roman
Verlag Antje Kunstmann - ISBN: 9783888979682
2014
240 Seiten
3 comments
Den Film will ich auch unbedingt schauen! Habe aber auch noch erwartet, dass er hier ins Kino kommt 😉 Bin trotzdem gespannt. Mal sehen, ob ich es auch gut durchblicke, wenn ich das Buch nicht kenne. Der Regisseur ist übrigens auch der Autor einer meiner Lieblingsbücher: The Beach (Der Strand).
Hallo Sunita,
es könnte sogar ein Vorteil sein, wenn du das Buch nicht kennst. Da fallen dir die deutlichen Abweichungen nicht auf und du kannst der Geschichte besser folgen. Viel Spaß dann beim Angucken!
Danke 🙂